Geschichte der Familie in den vergangenen 800 Jahren

Anfang des 20 Jahrhunderts verfasste Eberhard Graf Haugwitz die erste Familiengeschichte, Thilo von Haugwitz hat 2003 eine überarbeitete und ergänzte zweite Auflage im Privatdruck herausgebracht. Die hier aufzufindenden Informationen sind der zweiten Auflage der Familiengeschichte entnommen.

Die älteste bisher gefundene Urkunde über einen Vorfahren ist vom 26. Oktober 1225 datiert. Darin bekundet Bischof Bruno von Meißen, dass mehrere "milites" die Georgenkapelle im Schloss Bautzen bei ihrer Weihe mit Stiftungen ausgestattet haben. Unter anderen wird ein Sifrid de Hugwitz mit zwei Schock Jahreszins genannt.

Der älteste Lehnsitz der Familie war Neukirch südwestlich von Bautzen. Tylich wird in einer Urkunde von 1305 und in einer weiteren von 1319 "miles de Nuwenkirchen dictus de Hugwicz" genannt. Von diesem "Ritter" existiert noch das Siegel an einer Urkunde im Kloster Marienstern in Sachsen.

Mitte des 13. Jahrhunderts wandert ein Teil der Familie nach Schlesien aus. Ursache hierfür war einerseits die Tatsache, dass dieses fruchtbare Land nach dem Mongolensturm nur noch dünn besiedelt war, und andererseits, dass die wirtschaftlichen Schwierigkeiten des niederen Adels in der Mark Meißen durch Teilung der Lehnsitze unerträglich wurden.

Hier können Sie mehr über den dokumentierten Anfang der Familie erfahren.

Im März 2015 gab Gerhild Meßner eine Chronik "Der Ort Speck von den Anfängen bis zur Gegenwart" heraus, in der u.a. auf die dort zeitweise ansässige Familie von Haugwitz eingegangen wird. Hier gibt es den entsprechenden Auszug.

Wappen

"Der Schild ist gantz roth und darinn ein schwarz Stör-Kopf oder Widderkopf mit goldenen Hörnern. Ueber dem Schilde ein weißer Helm mit einer Helmdecke, schwarz und roth bedecket. Auf dem Helm eine goldene Krone, auf der Krone ein schwarzer Stör mit goldenen Hörnern, mit den Vorderbeinen gerichts ausgelehnt. Zu demselben Schilde haben geschworen zween aus dem Geschlechte der Haugwitze, nehmlich Michael Haugwitz von Obisch und Janke Haugwitz von Rythen." (1503)

wappen

Wappensage 1

"Als das Heidentum noch herrschte, also vor langer, langer Zeit, beauftragte ein markomannischer König einen seiner Untertanen, den Ritter aus dem Geschlecht der Haugwitz, eine gut befestigte Burg gegen feindliche übergriffe zu verteidigen. Der Ritter von Haugwitz hatte sich im Krieg ausgezeichnet, so dass ihm der König einiges zutraute. Als nun der Feind blutrünstig anrückte, wurde er von den tapferen Burgverteidigern zum Rückzug gezwungen. Daraufhin entschloss sich der Feind, die Burg zu belagern und dessen Einwohner auszuhungern. Die Hungersnot war groß, den Belagerten ging es schlecht. Sie waren drauf und dran, sich zu ergeben, doch ihr Anführer Haugwitz ermahnte sie zur Geduld, da ihr König sie bald befreien würde. Doch die Lage spitzte sich zu, so dass Haugwitz auf eine List zurückgreifen musste: Er ließ den einzigen Widder, der noch übrig war, schlachten und mit seinem Blute verschiedene Ochsenhäute anfeuchten. Diese wurde, für den Feind gut sichtbar, aufgehängt, als ob diese Häute von frisch geschlachteten Ochsen herrührten. Als das die Belagerer sahen, gingen sie davon aus, die Belagerten hätten nicht nur Getreide, sondern auch noch frisches Fleisch zu essen. Also hoben sie die Belagerung auf und zogen davon. Als dies gerade geschehen war, kam der König angerückt, um den Bedrängten zur Hilfe zu eilen. Als er feststellte, dass es im Schloss nichts mehr gab als den Widderkopf, lobte er über den Ritter und seine Männer über alle Maßen und befahl Haugwitz, den Widderkopf im Schilde zu führen. Außerdem begnadigte er ihn auch mit vielen herrlichen Vorrechten."

Wappensage 2

"Von dem vornehmen Geschlechte der von Haugwitz ist bekannt, dass er aus einem alten Fränkischen Adel stammt. Der Name Hug oder Haug war sowohl bei den alten Franken als auch bei den Deutschen verbreitet. Als Carolus Magnus, König der Franken, regierte und im Jahr 772 die Sachsen 33 Jahre lang bekriegte, einer seiner Generäle den Namen Hug oder Haug trug und ihn in selbigen Feldzügen begleitete. Durch dessen sonderbaren Witz oder Verstand, Rat und kluge Aufführung schafftees Hug, die Ober- und Nieder-Sachsen sammt deren König Wittenkinden zu bezwingen und zum christlichen Glauben zu bekehren. Daraufhin habe ihn der Kaiser den Beinamen Witz und den gehörnten Widder-Kopf zum Wappen gegeben, als ein Zeichen seines besonderen Verstandes und seiner unglaublicher Tapferkeit. Dessen Nachkommen sollen die Gründer dieser vornehmen Familie sein, die zum immerwährenden Andenken an diese Begebenheit den Geschlechtsnamen Haugwitz angenommen und beständig beibehalten haben."

Persönlichkeiten

Leopold ab Haugwitz

Leopold ab Haugwitz war Kaiser Ludwigs des Frommen Kanzler, ein überaus gelehrter und in vielen Sprachen erfahrener Mann. ... Anno Christi 816.

Marquard von Haugwitz

Marquard von Haugwitz war ein gewaltiger Hauptmann unter Kaiser Heinirco, den man Vogler genannt, und trat den Ungarn entgegen, welche viel und großen Schaden mit Lärmen, Morden und Rauben in Elsass, Schwaben und Franken taten, so dass er sie bei Merseburg beinahe alle erlegte. ... Anno 933.

Ernst von Haugwitz

Ernst von Haugwitz war 1260 Hofmeister der mit dem Markgrafen von Thüringen-Meißen (Albrecht dem Unartigen) vermählten Tochter Kaiser Friedrichs II., Margarethe. Der Markgraf misshandelte die Kaisertochter, und trachtete ihr nach dem Leben, um ein Hoffräulein Kunigunde von Eisenberg zu heiraten. Die unglückliche Fürstin, gewarnt, bat Ernst von Haugwitz um Rat und dieser half ihr zur Flucht. Sie ließ sich an Seilen von der Mauer herab, floh nach Frankfurt in ein Kloster, wo sie zwei Jahre darauf starb.

Nikolaus von Haugwitz

Nikolaus von Haugwitz stand als Oberst im Dienste des Sohnes derselben Margarethe, Herzogs Friedrich mit der Gebissenen Wange. Bekanntlich wollte Adolf von Nassau mit Hilfe englischer Subsidiengelder vom Landgrafen Albrecht dem Unartigen Thüringen und Meißen kaufen. Der schmähliche Handel verwickelte ihn in einen langen Krieg mit Albrechts Söhnen Friedrich und Diezmann, die der entartete Vater aus Groll gegen ihre Mutter und gegen sie selbst um ihr Erbe zu bringen suchte. Diese widerstanden, von ihren Ständen unterstützt, den ritterlichen Raubscharen, die der Kaiser in das Land führte. Thüringens Ländereien wurden fünf Jahre lange verwüstet. Nikolaus kommandierte in diesem Kriege 1291 die Besatzung von Pegau und 1292 die Festung Freiberg, die er ein Jahr und vier Monate gegen Kaiser Adolf verteidigte. Als sie durch Verrat erobert wurde, hat er das Schloss nicht eher übergeben wollen, bis sein Herr es ihm schriftlich befohlen hatte, nachdem kein Ersatz zu erhoffen war. Mit der ganzen Besatzung vom Kaiser gefangen, wurde Haugwitz vom Markgrafen mit den Städten Grimma, Rochlitz und Leisnig ausgelöst. Ein Beweis, wie hoch er von seinem Fürsten geschätzt war.

Jahn von Haugwitz

Jahn von Haugwitz war über seine Tochter Anna der Großvater Katharinas von Bora, der Ehefrau Martin Luthers. Katharina wurde am 29.1.1499 wahrscheinlich in Hirschstein geboren, wo bereits ihre Mutter Anna v. Haugwitz herstammt. Diese heiratete 1496 Hans von Bora und starb, als Katharina 5 Jahre alt war. Sie wurde von ihrem Vater zur Erziehung ins Kloster Brehna und vier Jahre später als Novizin ins Zisterzienserinnenkloster Mariathron in Nimbschen gebracht, von wo wie 1523 entfloh. Sie war eine recht energische Persönlichkeit, wenn man Luthers Briefe deutet, der sie mit "mein lieber Herr Käthe" oder "Doctissima" anredet. Vielleicht galt sie auf Grund dieses Charakterzugs als schwieriges Kind, denn es verwundert, dass sich niemand von der beiderseitigen Verwandtschaft der Halbwaise annahm, was sonst bei der hohen Sterblichkeit in dieser Zeit selbstverständlich war.

Johann Adolf

JohannAdolfJohann Adolf, geboren 29.04.1524 in Thalheim bei Rochlitz, widmete sich der Kirche. Er studierte in Rom und wurde nach seiner Rückkehr Domherr von Meißen und Dechant zu Wurzen. Am 29. Mai 1555 wurde Johann in Wurzen zum (letzten) Bischof von Meißen - Johann IX. - unter Kaiser Ferdinand erwählt. Es war dies die Zeit der Reformation, mit viel Unruhe verbunden, und Johann geriet in kirchenpolitische Intrigen. Er wurde nach der sogenannten Stolpener Fehde (1559) genötigt, seine Residenz nach Wurzen zu verlegen. 1576 wurde Johann Domprobst von Naumburg und bleibt es bis zu seinem Tod trotz der eintretenden Veränderungen. Im Ostchor des Doms findet sich an der Brüstung am Laufgang noch heute sein Wappen. In Belgern hat er sich ein bleibendes Denkmal gesetzt: Er arrangierte und finanzierte den Neubau des Rathauses (1575-1578). über dem Eingang sieht man noch heute zweimal das Haugwitz'sche Wappen; einmal in der Vierteilung als Bischofswappen und einmal als komplettes Familienwappen. Johann hat sich in den letzten 11 Jahren seiner Regierungszeit in Belgern sehr engagiert: In der Chronik der Stadt findet sich eine umfangreiche Verwaltungsreform und eine Polizeiordnung, die in dieser Zeit von ihm erarbeitet wurde. 1579 forderte der Kurfürst, dass der Bischof offiziell zum lutherischen Glauben überträte. 1581 verzichtete Johann endlich auf den Bischofsstuhl und heiratete ein Jahr später die Tochter Agnes seines Vetters. Das Mügelner Schloss "Ruhetal" wurde sein Alterssitz, wo er am 26.05.1595 starb.. Er wurde in der Stadtkirche in Müglen beerdigt, wo sich noch heute sein Epitaph befindet. Die Biographie dieses Bischofs ist lückenhaft, und glaubt man historischen Darstellungen, so hat er seiner Kirche und dem Ansehen seiner Familie großen Schaden zugefügt.

August Adolf von Haugwitz

Der Lausitzer Dichter August Adolf von Haugwitz lebte von 1647 bis 1706 und entstammt dem Lausitzer Landadel. Am 28. Oktober 1665 immatrikulierte er sich an der Universität Wittenberg, um Rechtswissenschaften, vor allem Staatsrecht, zu studieren. Seine frühesten, lange ungedruckt gebliebenen Dramen gehen noch auf die Studienzeit zurück. In seinem Erstlingsdrama "Soliman" erweist er sich als Epigone von Andreas Gryphius. 1669 ging er auf eine Bildungsreise nach Paris, wo auch seine höfische Komödie "Flora" entstand. In der Lyrik war offensichtlich Hoffmanswaldau sein bewundertes Vorbild.

Friedrich Wilhelm

GrafFriedrichWilhelmGraf Friedrich Wilhelm wurde im 18. Jh. von seinem Vater enterbt und vom König Friedrich II. von Preußen enteignet. Er befand sich zur Zeit der ersten Eroberung Schlesiens in hoher staatlicher Stellung und war zur katholischen Kirche übergetreten. Mit allen Neigungen und Verpflichtungen gehörte er dem Hause Habsburg und dem österreichischen Staate an. Graf Friedrich Wilhelm erlangte unter Maria Theresia durch hellen Geist und fleißige Arbeit die Würden eines Kaiserlichen Geheimen Rates, obersten Kanzlers und Ritters des Goldenen Vließes auf.

Aus einer Denkschrift Maria Theresias:

"...So ist jedoch durch besondere Verhängnis und Providenz Gottes, und zum Heil dieser Länder Graf Haugwitz mir bekannt geworden, welcher aus Treu und Eifer alles in Schlesien verlassen, und hier üble Zeiten mit mir ausgestanden. (...) Um durchbrechen zu können, einen solchen Mann haben musste, der ehrlich, ohne Absicht, ohne Prädilektion und ohne Ambition, noch Anhang, der das Gute, weil es gut erkennet wird, soutenieret, nebst einem großmütigen desinteressement und Attachement vor seinem Landesfürsten, ohne Prävention, mit großer Kapazität und Freud zur Arbeit, auch beständiger Application, das Licht nicht scheuend, noch den unbilligen Hass deren interessierten sich zuzuziehen..."

Nach dem Tod ihres Ministers schreibt Maria Theresia weiter:

"...Liebe Gräfin Haugwitz. Habe heute früh mit mein großen Leidwesen vernommen den Verlust ihres Herrn, und eines solchen getreuen eifrigen als wirksamen Minstre, welchen ich sowohl als der Staat an ihm verloren. ... Die Vermehrung meines Staats habe ihm und seinen Vorschlägen zu danken. Seine Christlichkeit hat mir oft zur Auferbauung gedient, und oft Trost eingesprochen.... Ich habe einen solchen wahren eifrigen Freund an ihm verlohren, dem nicht leicht mehr also zu finden ist, indem er mir meine Fehler mit aller Klarheit öfters vorgestellt und viel ihm schuldig bin das Vieles verhindert. ... ich verliere an ihrem Herrn noch ein große ministre und wahren Freund."

GrafFriedrichWilhelm_denkmal

(Friedrich Wilhelm Graf Haugwitz in dem Maria Therea Denkmal in Wien)

Heinrich Christian Curt

HeinrichChristianCurtHeinrich Christian Curt Freiherr von Haugwitz, geboren 1752 in Peuke, studiert mit 18 Jahren zu erst in Halle, dann in Göttingen, wo er mit den jungen Leuten, die damals den Göttinger Bund bildeten, in enge Berührung kam. Mit seinen Freunden Christian und Friedrich Leopold Grafen zu Stolberg und Goethe machte Haugwitz von Göttingen aus eine Reise in die Schweiz. Zum Grafen erhoben, wurde Heinrich Christian Außenminister Preußens. Vor seinem Eintritt ins Ministerium war die letzte Teilung Polens schon entschieden worden. Doch war es ihm vorbehalten, durch Traktate der Monarchie eine große Provinz einzuverleiben. Nach König Friedrich Wilhelms II. Tode behielt Haugwitz weiterhin das Vertrauen des königlichen Nachfolgers. Verwickelte Verhandlungen mit den Kabinetten von Paris, London und St. Petersburg nahmen über mehrere Jahre die Tätigkeit des Ministers in Anspruch. Sie waren meist auf Bewahrung des Friedens gerichtet, da der König durchaus friedliebend war. Als 1799 Napoleon in Ägypten war und das Direktorium in Frankreich verachtete, beschwor Haugwitz den König, den Krieg zu erklären. Hätte Haugwitz seinen entschlusslosen Herrn damals zum richtigen Erfassen dieser wichtigen Gelegenheit bringen können, so wäre der ganze Siegeszug Napoleons unmöglich geworden.

Paul von Haugwitz

Graf Paul von Haugwitz, geb. 22.01.1791, dichtete ein Lied, zu dem Beethoven die Musik komponierte: „Lisch aus, mein Licht!“. Durch seine lyrischen Gedichte, besonders aber durch bemerkenswerte übersetzungen englischer Dichter, errang er sich einen geachteten Namen in der Literaturgeschichte.